Offen über die Angst reden
Interview: Dr. Thomas Wietzorke gibt Tipps
Münster ¦ Dr. med. dent. Thomas Wietzorke, Zahnarzt in Münster, ist spezialisiert auf Angstpatienten. Im Interview erzählt er, wie man der Angst begegnen kann.
Was sind eigentlich die häufigsten Ursachen für eine Zahnbehandlungsphobie?
Dr. Wietzorke: Wenn der Betroffene erlebt hat, dass Menschen aus seinem familiären Umfeld Schmerzen beim Zahnarzt hatten oder wenn er selbst schon einmal dort Schmerzen erleiden musste. Das sind die beiden Hauptursachen für eine Zahnbehandlungsphobie.
Wie muss man sich eine Verhaltenstherapie zur Behandlung der Zahnbehandlungsphobie vorstellen?
Dr. Wietzorke: Die Therapie besteht vor allem aus Informationen über Angst und die physiologischen Hintergründe, dem Erlernen von Entspannungstechniken und dem Erstellen einer Angsthierarchie. Man übt dann zu entspannen, wenn man in Angst auslösende Situationen kommt.
Wie finde ich eine Adresse, wo ich eine solche Therapie vornehmen lassen kann?
Dr. Wietzorke: Bei der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde oder auch bei der Stiftung Warentest.
Ein wenig Angst vor dem Zahnarzt haben die meisten Menschen. Wo ist die Abgrenzung zwischen normaler Furcht und krankhafter Angst?
Dr. Wietzorke: Der krankhaft ängstliche Patient geht nicht regelmäßig zum Zahnarzt, sondern nur dann, wenn er bereits heftige Schmerzen verspürt – er vermeidet also den Zahnarztbesuch, solange es eben geht.
Im Allgemeinen stellt man sich unter Zahnbehandlungsphobikern Menschen vor, die sich auch sonst etwas vernachlässigen. Ist das so?
Dr. Wietzorke: Nein, das ist ganz und gar nicht so. Phobiker gibt es in jeder Gesellschaftsschicht, und zwar unabhängig davon, ob die Menschen eine gute oder schlechte Mundhygiene haben.
Sollten Menschen „Tapferkeit“ vorspielen, um es dem Zahnarzt leichter zu machen?
Dr. Wietzorke: Es ist für alle Beteiligten immer besser, wenn der Patient ganz offen über seine Ängste redet.
Wie erfolgreich ist eine Therapie zur Behandlung der Zahnbehandlungsphobie?
Dr. Wietzorke: Immerhin über 75 Prozent der Phobiker können wir mit der psychotherapeutischen Kurzintervention helfen.
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12. Juli 2009
www.dr-wietzorke.de
Quelle: Sonntagszeitung